Polen-Rundreise mit dem Auto: zwei Wochen voller Highlights

von Julia

Gerade einmal eineinhalb Autostunden von Berlin entfernt befindet sich eines der wohl facettenreichsten und spannendsten Länder ganz Europas. Polen blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, pflegt Traditionen und erfindet sich dennoch stetig neu. Wir nehmen Sie mit auf eine zweiwöchige Polen-Rundreise und geben wertvolle Tipps rund um den richtigen Mietwagen, das Autofahren vor Ort und die Reisekosten. 

Fakten zum Roadtrip durch Polen

Start/Ziel: Warschau
Stationen: 10
Strecke: ca. 1.650 km
Fahrzeit: ca. 26 Stunden
Reisedauer: 2 Wochen
Beste Reisezeit: Mai bis Oktober

Tipps für die Polen-Rundreise mit dem Auto

Als kulturelles und industrielles Zentrum eignet sich Warschau wunderbar als Startpunkt für eine Polen-Rundreise mit dem Auto. Der Flughafen der Hauptstadt wird von vielen deutschen Städten nonstop angeflogen. Zusätzlich verkehren zahlreiche Züge und Fernbusse von deutschen Städten nach Warschau. Alternativ können Selbstfahrer Ihre Rundreise durch Polen auch schon mit dem eigenen Auto oder Mietwagen ab Deutschland starten – mit dem Leihwagen Grenzfahrt anmelden nicht vergessen!

Mit welchen Kosten müssen Selbstfahrer auf einer Polen-Rundreise mit dem Mietwagen rechnen? Für einen zweiwöchigen Roadtrip sollten Sie sich für einen Wagen aus der Kompaktklasse entscheiden, damit das Gepäck im Kofferraum auch genügend Platz hat. Inklusive Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteilgung, Haftpflicht sowie Glas- und Reifenschutz zahlen Sie durchschnittlich 23 bis 25 Euro pro Tag.

📌 Lesetipp: Verkehrsregeln in Polen 

Das Autofahren in Polen ist grundsätzlich entspannt und die Verkehrsregeln ähneln denen in Deutschland. Während die Autobahnen hervorragend ausgebaut sind, kann es auf kleineren Straßen auch mal holperiger werden. Gut für Selbstfahrer zu wissen: Auf Streckenabschnitten der Autobahnen A1, A2 und A4 wird mittlerweile eine Maut erhoben. Die Gebühr richtet sich nach der Fahrzeugklasse und der Streckenlänge, die Maut kann an Stationen bar oder mit Bank- bzw. Kreditkarte bezahlt werden. Nicht vergessen: Die offizielle Währung in Polen ist der Zloty (1 PLN = 0,23 €).

📌 Lesetipp: Mehr Infos zur Maut in Polen

Start der Polen-Rundreise in Warschau

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Wir holen unseren Mietwagen in Warschau nicht sofort ab, sondern nehmen uns ein oder zwei Tage Zeit, um eine der schönsten Hauptstädte Europas individuell zu Fuß zu erkunden. Wer durch die hübschen Altstadtgassen von Warschau schlendert, wird kaum glauben, dass hier nach dem Zweiten Weltkrieg alles in Schutt und Asche lag. In knapp 15 Jahren wurde die gesamte Altstadt mit Originalfragmenten aus dem 17. und 18. Jahrhundert von Grund auf neu errichtet.

Vom südlichen Ende der Altstadt aus führt der Königsweg an eleganten Palästen und Schlössern vorbei, in denen einst polnische Herrscher den Ton angegeben haben. Zwei absolute Highlights: Das Königsschloss aus dem 16. Jahrhundert sowie der Wilanów-Palast, in dem König Jan III Soebieski seine Sommer verbracht hat. Die Barockperle wird auch gerne als “Polnisches Versailles” bezeichnet.

📌 Lesetipp: 5 Disney-Schlösser, die Sie wirklich besuchen können

Tipp
Wer eine etwas andere Seite von Warschau kennenlernen möchte, legt einen Zwischenstopp im Szeneviertel Praga ein, das sich von einem Arbeitervorort in ein ruppiges, aber äußerst charmantes Szeneviertel verwandelt hat. In den vielen historischen Häusern befinden sich heute hübsche Straßencafés, Ateliers und außergewöhnliche Shops, in denen man ganz sicher ein besonderes Mitbringsel findet.

2. Station: Krakau

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Unsere Polen-Rundreise führt uns schnurstracks in die zweitgrößte Stadt des Landes. In der gut erhaltenen Altstadt sollten Sie unbedingt dem Königsschloss und der wohl berühmtesten Kirche des Landes, der Wawel-Kathedrale, einen Besuch abstatten. Einen spannenden Kontrast zu dem touristischen Zentrum bildet das ehemalige jüdische Kazimierz-Viertel mit seinen vielen Synagogen und kleinen Geschäften. Weltweite Berühmtheit erlangte der Stadtteil durch das oscar-gekrönte Filmdrama Schindlers Liste. Die ehemalige Emaillefabrik, in der Oskar Schindler mehr als 1.200 polnischen Juden das Leben rettete, ist heute ein sehenswertes Multimedia-Museum.
Tipp
Wer über Nacht in Krakau bleiben möchte, sollte sich vorab nach einem Hotel mit Parkplatz umsehen und die Stadt individuell zu Fuß erkunden. Große Teile der Krakauer Altstadt sind nämlich autofrei und Einwohnern sowie speziellen Fahrzeugen vorbehalten. Alternativ können Selbstfahrer ihr Auto auf einem der vielen Park-and-Ride-Plätze im Stadtgürtel parken und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in das Stadtzentrum fahren (z.B. P&R Kurdanów, 2,35 Euro/Tag, 40 Min. ab hier in die Innenstadt).

3. Station: Hohe Tatra

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Im südlichen Zipfel des Landes wartet mit dem Tatra-Nationalpark eine traumhafte Naturszenerie mit hohen Gipfeln, saphirblauen Bergseen und lauschigen Wäldern auf Besucher. Obwohl der größte Teil der Hohen Tatra in der benachbarten Slowakei liegt, gibt es auf der polnischen Seite allerhand zu entdecken am besten auf einem der zahlreichen Wanderwege.

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Die beliebteste (und kürzeste) Wanderung führt zum Bergsee Morskie Oko, der in verschiedensten Blautönen zu leuchten scheint. Erfahrene Wanderer nehmen die längere und deutlich anspruchsvollere Strecke zu den fünf Seen: Es geht durch tiefe Täler, vorbei an einem rauschenden Wasserfall und dann hinauf auf ein Hochplateau. Wer lieber auf dem Boden der Tatsachen bleibt, wandert durch das Märchental (Koscielska Dolina) mit seinen weiten Wiesenebenen und labyrinthischen Höhlen.

Tipp
Über die S7 und S47 geht es ab Krakau nach Zakopane. Parkmöglichkeiten gibt es in allen Gebirgstälern, wobei die beiden größten Parkplätze sich im Roztoka-Tal an den Bergwiesen Łysa Polana und Palenica Białczańska befinden (beide jeweils 7 Euro/Tag).

4. Station: Oświęcim/Auschwitz

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Knapp 55 Kilometer von Krakau entfernt steht mit dem ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz ein Gebäude, das noch heute an das dunkelste Kapitel der Geschichte erinnert. Fast 4 Millionen Menschen, darunter 2,5, Millionen Juden, fanden hier und im angeschlossenen Lager Birkenau den Tod. Beide Stätten sind für die Öffentlichkeit zugänglich und erinnern auf respektvolle Art und Weise an das Schicksal so vieler Menschen. Eine Sehenswürdigkeit auf der Polen-Rundreise, die man sicher nicht so schnell vergisst.
Tipp
Unmittelbar vor der Gedenkstätte finden Sie einen großen Besucherparkplatz (2,35 Euro/Tag).

5. Station: Breslau/Wrocław

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Fast ein bisschen wie Venedig fühlt man sich, wenn man durch den malerischen Altstadtkern der viertgrößten Stadt Polens spaziert. Warum? Zwölf Inseln, über hundert Brücken und Bürgerhäuser im barocken und gotischen Stil prägen das Stadtbild von Breslau. Schier romantisch! Unser Tipp: einfach treiben lassen, aber unbedingt einen Stopp am Panorama von Racławice einlegen. Das monumentale Gemälde stellt mit einer Größe von 15 mal 114 Metern eindrucksvoll die Schlacht von Racławice nach und befindet sich im Park Juliusza Slowackiego.

📌 Lesetipp: Breslau in Polen: Tipps und Infos für eine traumhafte Städtereise

Schon gewusst? 15 Kilometer entfernt von Krakau schlummert unter der Erde das alte Salzbergwerk Wieliczka mit unterirdischen Seen und Salzstatuen. Das UNESCO-Weltkulturerbe stammt aus dem 13. Jahrhundert und gleicht einer spannenden Reise durch eine andere Welt. Ein Zwischenstopp der besonderen Art!

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Tipp
Parkplätze rund um den Marktplatz kosten in der Regel 20 bis 50 Cent pro angefangene Stunde, viele Innenstadtbereiche sind für Autofahrer nicht zugänglich. Am Wochenende und an Feiertagen darf in der Innenstadt kostenlos geparkt werden. Gute Alternative: Park and Ride (z.B. kostenlos an der Alojzego Majchra nahe der Haltestelle Wroclaw Lesnica, 20 Min. ins Zentrum)

6. Station: Posen

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Die Hauptstadt Großpolens mit knapp 550.000 Einwohner taucht selten in einem Atemzug mit Warschau, Krakau und Co auf. Völlig zu Unrecht: Posen kann es locker mit den anderen polnischen Städten aufnehmen! Der historische Altstadtkern aus dem 16. Jahrhundert ist mit kunterbunten Krämerhäusern geschmückt, von denen jedes seine eigene Geschichte zu erzählen scheint. Um 12 Uhr mittags richten sich hier alle Blicke auf den Rathausturm, auf dem tagtäglich zwei Ziegenböcke aufeinander zurennen. Warum? Das weiß niemand so genau. Weniger traditionell geht es im studentisch geprägten Szene-Viertel Jeżyce zu, das mit Street Art, schnuckeligen Cafés und Gallerien einen modernen Gegenpunkt zur Innenstadt bietet.
Tipp
Parken ist im gesamten Parkzentrum kostenpflichtig (max. 0,50 Cent/Stunde). Unser Tipp: Entlang der Straße Panny Marii östlich von der Warta parken Sie kostenlos und können von hier aus gemütlich zu Fuß ins Zentrum laufen (ca. 15 Min.)

7. Station: Łebas Wanderdünen

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Mit einer vierstündigen Fahrt treten wir die längste Etappe unserer Polen-Rundreise mit dem Auto an. Aber keine Sorge, liebe Selbstfahrer: es lohnt sich! Im Norden des Landes werden wir nämlich am Baltischen Meer von weißen Ostseestränden begrüßt, die es locker mit den Konkurrenten in Südeuropa aufnehmen können. Unser absoluter Favorit: Das Badeörtchen Łeba am 500 Hektar großen Słowiński-Nationalpark. Gigantische Wanderdünen und flache Küstenseen machen das UNESCO-Biosphärenreservat zu einem ganz besonderen Ort in Europa.

📌 Lesetipp: Noch mehr Tipps für die polnische Ostseeküste

Tipp
Selbstfahrer, die ein paar Tage am Strand verbringen möchten, suchen sich für Ihr Auto am besten ein Hotel mit Parkplatz. Wer den slowinzischen Nationalpark besuchen möchte, sollte am besten früh aufstehen, um einen der kostenlosen Parkplätze am Eingang zu ergattern.

8. Station: Danzig

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Zurück ins Getümmel! Nächster Stopp unserer Auto-Rundreise durch Polen ist die Hafenstadt Danzig (auf Polnisch Gdańsk), die idyllisch an der Ostseeküste liegt. Wer zu Fuß über den Königsweg spaziert, gelangt von einer beeindruckenden Sehenswürdigkeit zur nächsten. Absolutes Highlight ist die gotische Marienkirche aus dem 14. Jahrhundert, die als größte Backsteinkirche der Welt gilt. Und die schönste Aussicht? Die hat man ohne Frage vom 50 Meter hohen Rathausturm aus. Ausklingen lässt man den Tag am besten am Strand. Ja, richtig gehört: Unweit der Innenstadt im Bezirk Brzeźno versteckt sich ein hübscher Sandstrand mitten in der Stadt – mit Sonnenuntergangsgarantie!

9. Station: Marienburg

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Eine knappe Stunde von Danzig entfernt steht in dem kleinen Städtchen Malbork ein echtes historisches Wunderwerk. Millionen Mauerziegel wurden in der imposanten Marienburg zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert verbaut und diente zahlreichen polnischen Herrschern als königliche Residenz. Als Militärfestung im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile der Burg zerstört, was man dem größten Backsteinbau Europas nach einer Restaurierung in den 1960ern heute kaum noch ansieht. Am besten bewegen Sie sich Stück für Stück von der Vorburg über das Mittelschloss bis zum Hochschloss, hinter dem sich auch ein sehr hübscher Klostergarten versteckt.

10. Station: Masurische Seenplatte

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An der letzten Station unserer Polen-Rundreise lassen wir es uns noch einmal so richtig gutgehen. Zwischen Danzig und Warschau gibt es die größte Konzentration von Seen in Polen – über 15 Prozent der Region sind von Wasser bedeckt. Die beiden größten Seen, Sniardwy und Mamry, sind durch Flüsse und kleine Kanäle miteinander verbunden. Ein Mekka für Kanufahrer! Rund um den See finden Sie gleich mehrere hübsche Städtchen, von denen Mikolajki ohne Frage die beste Auswahl an Unterkünften und Restaurants bietet. Der perfekte Ort zum Durchatmen, bevor es wieder zurück nach Warschau geht.
Tipp
Sollte Ihr Hotel keinen eigenen Parkplatz besitzen, ist der Parkplatz an der Okrężna 25 in Mikolajki eine Alternative. Für knapp 1,20 Euro pro Stunde steht Ihr Mietwagen hier sicher und in Wassernähe.

Weniger als zwei Wochen Zeit für eine Polen-Rundreise?

Kein Problem: Auf einem Roadtrip von Warschau bis Danzig gibt es auch viel zu entdecken. Oder Sie nehmen sich den Westen von Polen vor und fahren auf von Łeba bis runter nach Breslau.

Titelbildquelle: #226457979 | Urheber: © fotosaga – stock.adobe.com

Julia

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