Wer einen Roadtrip durch Deutschland plant, der lässt den östlichen Teil des Landes oft außer Acht. Muss aber nicht sein: Ostdeutschland hat nicht nur eine bewegte Geschichte, sondern auch so einige Highlights zu bieten. Wir nehmen Sie mit auf eine Rundreise durch Ostdeutschland, die uns durch malerische Nationalparks, aufblühende Metropolen und kleine Kulturstädte führt.
Ostdeutschland-Roadtrip: Reiseroute und Highlights
Den Mietwagen für unseren Roadtrip durch Ostdeutschland holen wir in einer unserer absoluten Lieblingsstädte ab: Leipzig hat sich in den letzten Jahren (zu Recht) zu einer regelrechten Trendstadt entwickelt, die Besucher aus aller Welt anzieht. Wir hoffen, es fällt Ihnen nicht allzu schwer, den Mietwagen in Leipzig noch ein bisschen stehen zu lassen. Nehmen Sie sich Zeit, um den Stadtkern mit seinen vielen Kirchen, Museen und Denkmälern gemütlich zu Fuß zu erkunden.
1. Station: Leipzig
Unser Stadtspaziergang startet mitten im Zentrum der Altstadt an einem geschichtsträchtigen Ort. Die Thomaskirche ist nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern war auch die bedeutendste Wirkungsstätte von Johann Sebastian Bach, der 1750 in Leipzig verstarb.
Mindestens genauso beeindruckend ist die Nikolaikirche ein paar Gässchen weiter. Auch hier wurde Geschichte geschrieben: In den 1980er Jahren begannen in der Kirche die berühmten Montagsdemonstrationen gegen die DDR-Führung. Werfen Sie noch einen Blick auf das beeindruckende Deckengewölbe der Kirche bevor es weiter zum Marktplatz mit dem historischen Rathaus, in eines der zahlreichen Museen oder hoch auf das imposante Völkerschlachtdenkmal geht.
Wer in Auerbachs Keller einkehrt, wandert auf den Spuren von Johann Wolfgang von Goethe, der dem alten Gewölbe in Faust I eine gesamte Szene widmete. Seitdem ist der tonnenförmige Fasskeller unter der Mädler-Passage weltberühmt. In den historischen Weinstuben kommen nicht nur Literaturfans voll auf ihre Kosten: Hier gibt es köstliche saisonale Gerichte mit einem mediterranen Einschlag.
2. Station: Dresden und Schloss Moritzburg
Mit dem Mietwagen geht es von Leipzig über die A4 direkt weiter zum nächsten ostdeutschen Städte-Highlight. Dresden ist weltbekannt für die Semper-Oper, die Frauenkirche und natürlich den Dresdner Zwinger mit seiner wunderschönen Gartenanlage. Neben diesen Sehenswürdigkeiten gibt es aber noch viel mehr zu sehen. Besonders beeindruckend ist das 100 Meter lange Wandgemälde Der Fürstenzug an der Außenfassade des Stallhofes am Schlossplatz.23.000 Meißner-Porzellanfliesen (!) wurden für die Darstellung des Fürstenzuges verwendet.Nur 15 Kilometer von Dresden entfernt und perfekt für eine Verschnaufspause ist Schloss Moritzburg aus dem 16. Jahrhundert. Das pompöse Jagd- und Lustschloss von August dem Starken ist den meisten Besuchern wahrscheinlich aus der Filmwelt bekannt: Der Weihnachtsklassiker Drei Haselnüsse für Aschenbrödel wurde hier gedreht und wird regelmäßig zur Winterzeit mit einer Ausstellung geehrt. Die pompösen Säle im Inneren sind mindestens genauso beeindruckend wie die prunkvolle Außenfassade und der Schlossgarten.
3. Station: Nationalpark Sächsische Schweiz
Nach zwei ausgedehnten Städtetouren wird es endlich Zeit für ein landschaftliches Highlight. In der Nationalparkregion Sächsische Schweiz an der Grenze zu Tschechien bilden Felsriffe, Buchenwälder und Wildbäche eine spektakuläre Naturlandschaft. Das einstige Gebiet der DDR gehört heute zu einer der beliebtesten Wanderregionen in ganz Deutschland. Auf dem 93.500 Hektar großen Gelände sind besondere Tierarten wie Habichte, Eulen und Wölfe zu Hause.📌 Lesetipp: Die fünf schönsten Nationalparks in Deutschland
Besonders beeindruckend ist das Elbsandsteingebirge, das durch die Erosion der Elbe und ihrer Nebenflüsse geformt wurde. Von der Basteibrücke aus eröffnet sich Ihnen ein spektakulärer Ausblick über die das einmalige Felsengebirge mit seinen tiefen Schluchten. Rund um die Bastei führen zahlreiche Wanderrouten ab dem Parkplatz.
4. Station: Görlitz
Für das nächste Ziel auf unserer Rundreise geht es noch weiter in den Osten des Landes. Genaugenommen handelt es sich bei Görlitz um die östlichste Stadt in ganz Deutschland. Und es wird noch besser: Wer im Stadtzentrum über die Neißen-Brücke läuft, passiert unbewusst die Ländergrenze zu Polen. Obwohl die Grenze mittlerweile aufgehoben wurde, ist es doch ein besonders Gefühl “mal eben rüber nach Polen” zu spazieren. Mit seinen gut erhaltenen Bauwerke aus den unterschiedlichsten Zeitepochen und mehr als 4.000 Kultur- und Baudenkmälern ist die Stadt an der Neiße nicht nur bei Touristen, sondern auch bei Filmemachern äußerst beliebt. Seit den 1950er Jahren sind in Görliwood mehr als hundert Filmproduktionen entstanden.
📌 Lesetipp: Die fünf coolsten Sehenswürdigkeiten in Görlitz
5. Station: Spreewald
Gerade einmal 161 Kilometer mit dem Mietwagen von Görlitz entfernt, erstreckt sich eine idyllische Naturlandschaft, die in Europa einzigartig ist. Kilometerlange, lagunenartige Wasserstraßen bilden hier ein regelrechtes Labyrinth, das sich durch lichte Wälder schlengelt. Tauschen Sie den Mietwagen für eine Weile gegen ein Boot ein und paddeln Sie durch das beeindruckende UNESCO-Biosphärenreservat. An einigen Stellen werden Sie sich wie in den Everglades fühlen – wir übertreiben nicht!
6. Station: Lutherstadt Wittenberg
Schon vom Weiten sieht man den 88 Meter hohen Schlosskirchturm, wenn man über die B187 nach Wittenberge fährt. Der zylindrisch geformte Turm ist wohl eines der bekanntesten Bauwerke in ganz Deutschland. Ob der Reformator Martin Luther hier vor mehr als 500 Jahren eigenhändig seine Thesen an schlug, ist nicht gesichert. Dennoch ist es ein beeindruckendes Gefühl, wenn man vor dem bronzenen Kirchenportal steht, das von den 95 weltberühmten Thesen geziert wird. Nicht weniger bedeutungsvoll ist der Moment, wenn Sie im Inneren der Schlosskirche von Wittenberg vor Martin Luthers Grab stehen. Übrigens: Geboren wurde Martin Luther nicht in Wittenberg, sondern im 111 Kilometer entfernten Eisleben.
Und auch sonst steht die Stadt Wittenberg ganz im Zeichen der Reformationsgeschichte. Neben dem ehemaligen Wohnhaus Luthers und den Cranach-Höfen, in denen Sie Zeugnisse der Reformation besichtigen können, gibt es zahlreiche andere Luther-Gedenkstätten. Einige davon gehören zum UNESCO-Kulturerbe. Besonders symbolträchtig wird dem Reformator im Luthergarten gedacht: Pünktlich zum Jubiläumsjahr 2017 wurden hier 500 Bäume für 500 Jahre Reformation gepflanzt. Als internationales Projekt angelegt, steht für jeden Baum eine weltweite Kirche Pate. Hier lässt es sich wunderbar im Schatten einer der Bäume entspannen bevor es weitergeht.
7. Station: Halle an der Saale
Von der Lutherstadt geht es schnurstracks über die A9 in die Händelstadt. Die Universitätsstadt Halle liegt idyllisch am unteren Saaletal und ist vielen Besuchern als Geburtsort des Komponisten Georg-Friedrich Händel bekannt. Durch regelmäßige Festspiele und Ausstellungen in Händels Geburtshaus können Sie noch heute auf den Spuren des wohl bedeutendsten Komponisten der Barockzeit wandeln.
Halle an der Saale hat unbestritten eine der schönsten Altstädte in Deutschland zu bieten. Viele Gebäude blieben vom Krieg verschont und prägen heute das Erscheinungsbild des Stadtkerns. Besonders sehenswert sind der spätgotische Rote Turm, die mittelalterliche Marktkirche und das Stadthaus. Zentrum des alten Stadtviertels ist der Marktplatz, von dem aus Sie einen gemütlichen Bummel durch die Große Märkerstraße mit ihren gut erhaltenen Renaissancehäusern machen können. Sie gilt als älteste Straße der Stadt und im 18. Jahrhundert bevorzugtes Wohnviertel der Universitätsprofessoren.
Eine Parallelstraße weiter liegt die Sternstraße mit ihren reich verzierten und gut erhaltenen Mietshäusern aus der Gründerzeit. In den zahlreichen Szenelokalen, Kneipen und Restaurants trifft man eine bunte Mischung von Leuten. Vom Studenten über junge Künstler bis hin zum alteingesessenen Hallenser ist hier jeder vertreten. Wir könnten uns kaum einen schöneren Ort vorstellen, um unseren Ostdeutschland-Roadtrip ausklingen zu lassen.
Über die A14 gelangen Sie in einer knappen Dreiviertelstunde wieder zum Startpunkt Ihrer Ostdeutschland-Rundreise. Nach stolzen 629 gefahrenen Kilometern und vielen neuen Eindrücken verabschieden wir uns in Leipzig von unserem treuen Mietwagen.
Budget: Wie viel kostet der Roadtrip durch Ostdeutschland?
Für unkomplizierte Fahrten in den Großstädten eignet sich am besten ein wendiger Kleinwagen, auf deutschen Autobahnen muss es etwas sportliches sein. Für den kompletten Roadtrip durch Ostdeutschland empfehlen wir Ihnen daher einen Mietwagen aus der Kompaktklasse für durchschnittlich 35 Euro pro Tag .
Ein Doppelzimmer in einer einfachen Unterkunft kostet Sie in Deutschland pro Nacht etwa 60 bis 90 Euro. In Mittelklassehotels nächtigen Sie mit zwei Personen für 100 bis 140 Euro pro Nacht. Wer sich ein wenig Luxus gönnen möchte, zahlt in den gehobeneren Hotels locker über 140 Euro pro Nacht.
Vielleicht haben Sie auch schon selbst dran gedacht: Bei Ihrem Zwischenstopp in Görlitz lohnt es sich eventuell einen kleinen Abstecher nach Polen zu unternehmen. In unserem tollen Nachbarland ist das Tanken nämlich bekannterweise etwas günstiger als bei uns. Informieren Sie sich aber vorher in unserer Polen-Verkehrsknigge über die Bezeichnungen der Kraftstoffe.
Die beste Reisezeit für einen Ostdeutschland-Roadtrip
Für einen Roadtrip durch Ostdeutschland eignen sich besonders gut die Monate von Mai bis Oktober, da hier mildes Wetter vorherrscht. Natürlich kann eine Rundreise durch Ostdeutschland auch in den restlichen Monaten des Jahres Spaß machen. Dresden, Leipzig und Co. sind mit ihren Weihnachtsmärkten gerade in den Wintermonaten sehr gemütlich und charmant. Den Spreewald und Nationalpark Sächsische Schweiz sollten Sie aber unbedingt bei gutem Wetter besuchen – da sind die Wanderausflüge deutlich angenehmer zu meistern.
Wer staufrei über die Autobahnen kommen möchte, sollte seinen Roadtrip vorab klug mit den Sommerferien koordinieren. Diese sind je nach Bundesland unterschiedlich. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg beginnen die Sommerferien in der Regel Ende Juni/Anfang Juli und enden Mitte August. In Sachsen und Sachsen-Anhalt sind die Autobahnen außerdem um die Pfingstzeit immer sehr verkehrsreich.
Titelbildquelle: #87281513 | Urheber: © ThomBal – stock.adobe.com
1 Kommentar
Die vorgeschlagene Tour ist o.k., aber 7 Tage sind definitiv zu kurz! Allein für Dresden braucht Mann/Frau schon etwas länger! – und in der sächsischen Schweiz sollte man auch das Auto stehen lassen: Besser die Landschaft erlaufen, d.h. wandern.da sind 7 Tage auch schon zu wenig.- und Spreewald: hier besser mit gemieteten Boot in die Landschaft. Staken lassen…oder aber besser: paddeln.
Wäre also fast ein Monats-Trip…..