Wo ist es am schönsten an der Algarve? Das haben mich unglaublich viele Leute gefragt, nachdem ich für eine Woche im Süden von Portugal unterwegs war. Eine eindeutige Antwort habe ich nicht mitgebracht, aber dafür die beste Route für 7 Tage. Auf unserem Algarve-Roadtrip mit dem Mietwagen fahren wir in die schönsten Küstenstädte, vorbei an den weißen Dörfern im Hinterland und schließlich wieder hinab ans Meer zu den wilden Felsformationen im Westen.
Algarve-Roadtrip: Unsere Route für 7 Tage (Karte)
1. Anreise nach Faro (Tag 1)
Der Aeropuerto de Faro wird von vielen Fluggesellschaften nonstop ab Deutschland angeflogen. Für uns geht es am frühen Morgen am Düsseldorfer Flughafen mit Eurowings los. In Faro angekommen, stehen wir erst einmal verwirrt da: Direkt am Terminal reihen sich Mietwagenschalter aneinander, nur unser Anbieter driveFTI ist weit und breit nirgends zu sehen. Ein freundlicher Mitarbeiter weist uns darauf hin, dass einige Mietwagenstationen nur mit dem Shuttle erreichbar sind. Kein Problem: Wir erwischen direkt einen Shuttle am Flughafenparkplatz und kommen nur fünf Minuten später an der Mietwagenstation an.
Worüber wir an der Station aufgeklärt werden: Auf der Autobahn A 22, die Faro und Lagos miteinander verbindet, besteht das Elektronische Mautsystem. Wir mieten für 1,50 Euro pro Tag einen elektronischen Chip, der die Mautstellen registriert. Nach der Rückgabe werden dann die anfallenden Mautgebühren von der hinterlegten Kreditkarte abgebucht. So sind wir sorgenfrei unterwegs und müssen uns unterwegs um nichts kümmern.
Autofahren in Portugal = definitiv machbar!
Endlich geht der Algarve-Roadtrip los! Mit dem Mietwagen fahren wir über die Schnellstraße in Richtung Faro und von dort auf die Nationalstraße 125. Was uns direkt auffällt: Die Portugiesinnen und Portugiesen fahren rücksichtsvoll und entspannt. Die einzige Herausforderung: die mehrspurigen Kreisel, die man aus Deutschland nicht gewohnt ist.
Die Parksituation an unserer Ferienwohnung ist eher bescheiden, aber nach der dritten Runde finden wir in einer Seitenstraße einen kostenlosen Parkplatz. Memo an mich selbst: das nächste Mal nach einer Wohnung mit Parkplatz suchen.
2. Faro (Tag 2)
Stadtspaziergang bis ans Wasser
Wir nehmen uns zwei Tage Zeit, um Faro und die Umgebung zu erkunden. Obwohl es sich um die größte Stadt der Algarve handelt, ist Faro mit 44.000 Einwohnern überschaubar. Der beste Ausgangspunkt für einen Spaziergang ist der hübsche Platz Jardim Manuel Bivar nahe dem Hafen. Von dort aus geht es Richtung Süden vorbei am Stadttorbogen Arco da Vila (unbedingt nach oben schauen, denn hier haben gleich mehrere Störche Ihre Nester gebaut!). Vom monumentalen Largo da Sé mit Rathaus, Paco Episcopal und der Kathedrale von Faro führt die Rua do Arco bis hinunter ans Wasser. Der Ausblick von hier auf die vorgelagerten Inseln ist traumhaft. Unsere Mission: eine Fähre zur Ilha de Faro nehmen, denn dort befindet sich einer der schönsten Sandstrände der Gegend.
Maximales Urlaubsfeeling am Praia da Ilha de Faro
Die Ilha de Faro ist eine von vielen Inseln, die das Meer vom Naturpark Ria Formosa abtrennen. Der Strand ist zwar auch über eine Brücke mit dem Auto erreichbar, aber die Schifffahrt durch das Lagunengebiet (3,75 Euro pro Person) ist wirklich etwas Besonderes. Auf den schmalen Sandbänken sieht man immer wieder die Muschelsammler, auf Portugiesisch Bivales, die frische Miesmuscheln für die Restaurants sammeln.
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Nach rund 25 Minuten Fahrt tauchen wir unsere Zehen in puderzuckerweichen Sand. Der kilometerlange Sandstrand auf der Ilha de Faro ist kurz vor der Hochsaison noch angenehm leer. Ich stürze mich direkt ins Wasser, meine Freundin Hanna macht es sich lieber mit einem Buch bequem. Perfekt für einen Snack zwischendurch ist übrigens das Restaurant Elementos kurz vor der Schiffstation. Mein Tipp: Lieber mehrere kleine Vorspeisen bestellen statt eines Hauptgerichtes. Die Ceviche und die Burrata sind ein Traum!
3. Ria Formosa (Tag 3)
Bevor unser Roadtrip durch Portugal richtig losgeht, statten wir dem Lagunengebiet von Quinta do Lago einen Besuch ab, denn hier befinden sich gleich mehrere Vogelbeobachtungsstationen. Sogar Flamingos in freier Wildbahn soll man hier sehen können!
Kaum angekommen staunen wir nicht schlecht: zahlreiche Villen und Golfplätze reihen sich aneinander. Sind wir hier wirklich richtig oder im portugiesischen Beverly Hills gelandet? Unser Navi sagt wir sind richtig. Und tatsächlich: Vom Parkplatz am Golfplatz San Lorenzo führen zwei Wanderwege durch die Naturlandschaft. Wir entscheiden uns für den 7 Kilometer langen Rundweg und staunen nicht schlecht. Schon nach wenigen Metern sehen wir gleich mehrere weiße Flamingos, die sich seelenruhig im flachen Meer tummeln. Und noch mehr als das: kleine Wattvögel, Kormorane und Purpurhühner brüten ebenfalls im Naturpark. Wer die Augen offen hält, kann sogar aus Nordafrika stammende Chamäleons entdecken.
4. Olhão und Tavira (Tag 4)
Olhão: mehr Fischerstadt geht kaum
Nur 20 Minuten Fahrt sind es bis in das Fischerörtchen Olhão. Direkt am Eingang zur Altstadt stehen zwei Markthallen, die Sie unbedingt besuchen sollten. Eine Halle bietet ein buntes Allerlei aus dem Meer, die andere Frisches vom Lande. Zwischen dem Riesenangebot am Fischen, duftenden Gewürzen und buntem Obst und Gemüse fühlt man sich fast wie auf einem Basar.
Würfelförmige weiß gekalkte Häuser mit winzigen Fenstern und Dachterrassen bilden das historische Zentrum nahe der beiden Markthallen. Wir lassen uns durch die Gassen treiben, knipsen massenweise Fotos und finden schließlich unseren absoluten Wohlfühlort fürs Mittagessen.
Tavira: die vielleicht schönste Stadt der Algarve?
Olhão ist hübsch, aber auch überschaubar. Aus dem Grund machen wir uns noch am selben Abend auf den Weg ins 30 km entfernte Tavira – und sind begeistert! Kaum ein anderer Ort an der Algarve kann es mit dem Charme dieser Stadt am Fluss aufnehmen. Rund 20 Kirchen und Stadtpaläste verleihen Tavira ein ganz besonderes Flair. Netter Nebeneffekt: Da die Stadt keinen eigenen Strand hat, fehlt hier von Massentourismus jede Spur.
Meine Tipps für einen Tag in Tavira:
- Über die siebenbogige römische Ponte Antiga schlendern, die über den Rio Gilão führt
- Das mittelalterliche Castelo de Tavira mit dem liebevoll gestalteten Garten ansehen<(li>
- Im alten Wasserturm per Camera Obscura etwas über die Stadtgeschichte lernen
5. Fonte de Benémola (Tag 5)
Unser Roadtrip an der Algarve hat uns bislang hauptsächlich durch Städte und Örtchen geführt – aber wir möchten in die Natur! Und tatsächlich: Im sanften Hügelland der Algarve ist nur hin und wieder ein weißes Dorf zwischen Olivenhainen zu finden. Ansonsten wirkt die Gegend unberührt und ursprünglich. Besonders hübsch ist das Örtchen Alte, das wie eine Oase mitten in den Bergen liegt.
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Vom Kirchplatz stürzt sich die Straße ins Tal und führt zur Fonte de Benémola. Ein 4,5 km langer Rundwanderweg führt uns durch das naturgeschützte Quellengebiet. Obst- und Gemüsegärten, Korkeichen und mit Zistrosen bewachsene Hügel säumen den Weg. Immer an unserer Seite: das plätschernde Wasser, das ein bisschen für Abkühlung im schwülwarmen Tal sorgt. Mehr als 300 Pflanzenarten soll es hier geben – und Schildkröten, die sich aber leider nicht blicken lassen. Aber wir müssen ohnehin weiter Richtung Lagos, denn dort soll unser Roadtrip durch die Algarve weitergehen.
6. Felsenalgarve und Lagos (Tag 6)
Unser Roadtrip entlang der Algarve führt uns weiter in den Westen. Was uns hier direkt auffällt: Die Landschaft ändert sich schlagartig. Während rund um Faro endlose Sandstrände, ruhige Lagunen und sanfte Hügel die Region dominiert haben, wird es zwischen Lagos und Portimão viel felsiger. Die starke Meeresströmung hat im Laufe der Zeit bizarre Felsformationen und schmale Buchten geschaffen – und die möchten wir uns heute genauer angucken.
Über’s Meer in die blauen Grotten
Unser erstes Ziel des Tages ist die Hafenstadt Portimão, denn von hier aus startet unsere Bootstour über das Meer in die blauen Grotten. Wir parken den Mietwagen direkt am Hafen und sind überrascht: Der Parkplatz ist riesig, mitten im Stadtzentrum und trotzdem kostenlos.
Wir haben unsere Bootstour beim Anbieter Algarve Discovery gebucht und stehen etwas verloren am Hafen herum. Wo geht es los? Und wie sieht eigentlich unser Boot aus? Wir sehen Touristenmassen auf eine riesengroße Fähre mit mittelmäßiger Techno-Musik steigen und kriegen kurz ein bisschen Angst. Dann tauchen aber schließlich unsere Skipper André und Carlos auf – und zwar mit einem wesentlich kleineren Boot. Glück gehabt!
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Im historischen Fahrwasser der portugiesischen Seefahrer verlassen wir den Hafen und fahren gen Osten an der Küste entlang. Die Sandsteinfelsen leuchten gelb- und orangefarben und kreieren teilweise kleine Höhlen, in die wir mit dem Boot hineinfahren dürfen. Es geht an zahlreichen Traumstränden vorbei – alle eingerahmt von den Felsen der Algarve. Highlight der Tour ist aber ohne Frage eine Fahrt in die Höhle von Benagil. Die Art wie das Licht von oben in die Höhle hinein scheint ist fast noch faszinierender als die Tatsache, dass sich mitten in der Höhle ein kleiner Strand befindet. Hier tummeln sich unglaublich viele Reisende mit Kajaks, was der Schönheit aber keinen Abbruch tut.
Ein Nachmittag am Strand und ein Abend in Lagos
Die zweistündige Bootsfahrt geht unglaublich schnell vorbei. Wir haben uns einen ganz besonderen Strand ausgeguckt, der zu den schönsten an der Westalgarve gehören soll. Mit dem Mietwagen geht es von Portimão aus bis zum Praia de Marinha. Zum ersten Mal wird das Autofahren in Portugal etwas abenteuerlicher: Die asphaltierte Straße verwandelt sich in einen Schotterweg mit dem ein oder anderen Schlagloch. Aber die holperige Fahrt lohnt sich. Wir können uns kaum sattsehen an den leuchtend roten Felsen, die den Strand einrahmen. Hier kann man locker den ganzen Tag vertrödeln, denn für Snacks und kalte Getränke ist an der kleinen Bar am Strandeingang gesorgt.
Da wir morgen schon wieder zurück nach Faro müssen, endet unser Algarve-Roadtrip an diesem Abend in Lagos. Die weiße Stadt am blauen Meer ist mit rund 25.000 Menschen die heimliche Hauptstadt der Algarve – und auf den ersten Blick deutlich touristischer als Faro. Wir schlendern durch die engen Altstadtgassen, vorbei an der prunkvollen Kirche des heiligen Antonius. Zahlreiche kleine Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein, wir entscheiden uns für das recht versteckte und einfache Lokal O Escondidinho. Am letzten Tag wollen wir nämlich noch einmal frischen Fisch essen. Wir werden nicht enttäuscht: Der gegrillte Fisch riecht und schmeckt hervorragend. Der perfekte Abschluss für einen Roadtrip an der Algarve.
7. Rückflug von Faro aus
Warum wir nicht von Lagos aus zurückgeflogen sind? Leider sind die Mietwagen-Einwegmieten innerhalb von Europa ziemlich teuer. Aus dem Grund geben wir das Auto am selben Ort zurück, wo wir es abgeholt haben. Bei der Mietwagenrückgabe sind wir positiv überrascht: Für unsere Hin- und Rückfahrt über die A 22 werden nur knapp 10 Euro für die Maut fällig. Da hätten wir definitiv mehr erwartet. Umso besser: Dann reicht das übrige Geld noch für ein paar leckere Pasteis de Nata am Flughafen.
Mein Fazit nach 7 Tage Algarve-Roadtrip: Eine Woche ist zu kurz! Gerne hätten wir noch mehr von der Region gesehen, wie zum Beispiel das maurische Kastell in Silves oder die hohen Klippen von Cabo de São Vicente. Optimalerweise entscheidet man sich vorab, ob man lieber den Osten oder den Westen der Region erkunden möchte und quartiert sich dementsprechend in Lagos oder Faro ein. Wer die gesamte Region sehen möchte, sollte sich mindestens 10 Tage Zeit nehmen. Eins ist klar: Ich werde auf jeden Fall noch einmal wiederkommen, um noch mehr von diesem ganz besonderen Fleckchen Erde zu sehen.