Wilde Amazonen, versunkene Urwald-Städte, donnernde Götter: an Mythen und Sagen sind die peruanischen Hoch-Regenwälder so reich wie an uralten Tälern und Schluchten. Doch die Legende vom deutschen Dorf ausgerechnet am Rio Huancabamba ist tatsächlich wahr. Wir erzählen Ihnen die abenteuerliche Geschichte von Pozuzo und verraten Ihnen, warum sich ein Besuch in der einzigen österreichisch-deutschen Kolonie der Welt in Ihrem Andenurlaub lohnt.
1. Pozuzo: wie eine Fata Morgana mitten im Urwald
Müsste die Anreise nach Pozuzo mit dem Mietwagen oder einem Bus aus Lima nicht viel zu gut geplant werden, um zufällig dort zu landen, würden Sie sich bei der Ankunft tatsächlich die Augen reiben. Und Sie tun es wahrscheinlich dennoch! Wie eine Fata Morgana erscheinen plötzlich die Alpen vor Ihnen – und mitten drin ein traditionelles Dorf mit Holzhäusern und katholischer Pfarrkirche. Und dann auch noch das Gasthaus Schmidt, das Restaurant Tiroler Adler und weite Kuhweiden. Das gibt´s doch nicht… Doch das gibt es – und zwar schon seit 1860. Damals erbauten Auswanderer aus Deutschland und Österreich diesen unglaublichen Ort, der heute noch malerisch auf einem 750 Meter hohen und steilen Hang am rauschenden Rio Huancabamba liegt.
Das Augenreiben wird also nichts nutzen: Die Holz-Blockhüten im klassischen Alpen-Riegelbau zwischen Bananenbäumen und Urwaldpflanzen verschwinden nicht. Mit etwas Glück kommt Ihnen in zur Begrüßung noch eine Gruppe Trachten tragender Menschen entgegen und ruft Ihnen Grüß Gott zu. Denn ein historischer Kulturverein und ein Heimatmuseum halten die alte Kultur der einstigen Auswanderer lebendig. Willkommen in Pozuzo, der einzigen österreichisch-deutschen Kolonie der Welt, wie es am Ortseingang geschrieben steht.
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2. Pozuzos abenteuerliche Geschichte
Aber wieso, weshalb, warum – das werden Sie sich spätestens dann fragen, wenn Ihnen in Pozuzo der Duft von Wiener Schnitzel um die Nase weht. Wir verraten es Ihnen jetzt schon: 1857 brachen 300 Auswanderer, etwa 100 Rheinländer und 200 Tiroler, ins für sie verheißungsvolle Land Peru auf. Auf die abenteuerliche Idee waren Sie durch den hessischen Forscher und Weltenbummler Damian Freiherr von Schütz-Holzhausen gekommen. Der warb nämlich im Auftrag der peruanischen Regierung um kräftige Bauern mit katholischem Glauben, die beim Urwald-Siedlungsausbau helfen sollten. Angeführt wurde der deutsch-österreichische Trupp vom Tiroler Priester Joseph Egg, seine Nachfahren leben noch heute in Pozuzo.
Nach viermonatiger Schiffsreise und schwerem Marsch über den 4.800 Meter hohen Ticliopass waren die Auswanderer noch längst nicht am Ziel. Denn die Regierung hatte die versprochene Straße zu der bereits bestehenden kleinen Siedlung Pozuzo gar nicht gebaut – vor den Glücksuchenden lag nur unwegsames Gelände. Mit österreichischer Kraft und deutschem Willen, vielleicht auch umgekehrt, bauten die mutigen Abenteurer also selbst ihre Straße nach Pozuzo. Einige gaben auf und suchten ihr Glück nun in den umliegenden Minen. 170 der aufgebrochenen Europäer erreichten nach zwei Jahren endlich das Ziel ihrer enormen Mühen. Und tatsächlich: Der Boden war fruchtbar, das Klima gut und so etablierten sie nach anfangs harten Jahren erfolgreich Viehzucht sowie Gemüse-, Obst- und Kaffee-Anbau. Pozuzo war ihre neue Heimat mit mitgebrachten Traditionen geworden. So konnten 1898 noch einmal 200 deutsche und österreichische Auswanderer nachkommen und Pozuzo zur florierenden Gemeinde machen.
3. Bananenstrudel und Schnitzel in Peru
Die heldenhaften Siedler von einst vererbten ihren Kindeskindern nicht nur Besitz, sondern auch ihre Traditionen und vor allem ihre Sprache. In Pozuzo erleben Sie den ältesten unverändert gesprochenen deutschen Dialekt überhaupt – das macht das Dorf immer wieder zum Studienziel von Sprachforschern. Und Sie treffen hier noch viele Nachkommen der ehemaligen Auswanderer, die gerne mit Ihnen in Tiroler Deutsch plaudern. Der hiesige Kulturverein Asociación de Historia y Cultura de Pozuzo wird von der bayrisch-stämmigen Eva Solleder geleitet. Für die inzwischen dritte Generation von Siedlern organisiert sie Deutschkurse – und Trachtenfeste mit bayrischer Blasmusik. Die werden zum Beispiel im Juli zu jedem Jahrestag der Ankunft in Pozuzo gefeiert.
Auch kulinarisch können Sie sich mitten im peruanischen Regenwald fühlen wie in Deutschland oder Tirol. Wirte mit deutschen und österreichischen Wurzeln servieren Wiener Schnitzel und Kartoffelsalat nach Originalrezept. Die köstliche Kombination aus Tradition und heutigem Anbau erleben Sie in Pozuzo, wenn Sie eine echte Spezialität im Restaurant Adler kosten: Tiroler Bananenstrudel, gebacken von Hilde Egg. Äpfel können nämlich bis heute nicht aus der alten Heimat importiert werden. Macht nichts, die köstliche Komposition ist alles andere als eine Notlösung!
4. Pozuzos wilde Umgebung entdecken
Die ideale Reisezeit, um Pozuzo und seine naturgewaltige Umgebung zu entdecken, ist zwischen Mai und Dezember, ansonsten herrscht ungastliche Regenzeit. Dann aber können auch Sie zu spannenden Abenteuern aufbrechen. Das Hostal Tirol bietet zum Beispiel spannende geführte Touren in die nahen Städtchen Malpaso und Santa Rosa sowie noch ganz ursprüngliche Einsiedler-Dörfer an. Das Umland mit seinen spektakulären Landschaften und Naturkulissen können Sie natürlich ebenfalls auf ausgedehnten Wanderungen erkunden. Erfrischung finden Sie danach im Rio Huancabamba – perfekt für Bäder und Kanutouren! Auch das Zuhause vieler Siedler-Nachkommen bietet spannende Ausflugsziele. Probieren Sie doch mal die selbstgedrehten Zigarren der Familie Müller in Santa Rosa.
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Spätestens auf dem Rückweg nach Oxapampa sollten Sie unbedingt den Nationalpark Yanachaga-Chemillen besuchen. Auf 122.000 Hektar Fläche werden Ihnen die tief eingeschnittene Huancabamba-Schlucht, der geschützte Pflanzenreichtum eines Hochurwaldes und die Vielzahl an seltenen Tieren wie dem Fluss-Seehund den Atem rauben. Und so mitten im urwüchsigen Dschungel kommt es Ihnen dann wieder vor wie ein schöner Traum, das deutsche Dorf Pozuzo.
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2 Kommentare
Guten Morgen! Wir möchten uns auf die Reise nach Pozuzo, Peru begeben. Können sie uns behilflich sein? Vielen Dank für Ihre Bemühungen und ich verbleibe mit freundlichen Grüßen Marion Müller
Hallo Müller,
wenn Sie einen Mietwagen für Ihre Peru-Reise suchen, können wir Ihnen sehr gerne behilflich sein. Wenden Sie sich mit Ihren konkreten Reisedaten am besten direkt an unsere Mietwagen-Experten unter 0221 – 567 999 11.
Viele Grüße
Alex