Die Sonnenseite der Alpen – damit warb die Region Südtirol bereits vor Jahrzehnten. Mittlerweile entwickelt sich die Region wieder zum Trendreiseziel – nicht nur für die, die hoch hinaus wollen. Grund genug, eine Reise in die Dolomiten zu unternehmen, dachte sich unser Kollege Stephan, der auf einer viertägigen Rundreise Südtirol mit dem Mietwagen erkundet hat. Mitgebracht hat er jede Menge unvergessliche Erinnerungen, tolle Fotos und einen Gastbeitrag für unsere Reisewelt.
Kurzinfos zur Rundreise durch Südtirol
Reisedauer: 4 Tage
Stecke: ca. 950 km
Fahrzeit: ca. 17 h
Stopps: Bergamo – Lovere/Lago d’Iseo – Brusio – Stilfser Joch – Vellau – Seiser Alm – Grödner Joch – Pragser Wildsee – Cortina d’Ampezzo – Falzarego-Pass – Trient – Gardasee – Verona – Bergamo
Beste Reisezeit: Mai bis Oktober
Start in Bergamo: los geht’s!
Wir starten mit dem Flieger von Köln und unternehmen einen Direktflug nach Bergamo, direkt am Fuße der Alpen gelegen. Der Flughafen wird täglich vor allem von Billigfluggesellschaften angeflogen. Wir übernehmen unseren Mietwagen in Bergamo bei einer der zahlreichen Vermietstationen direkt im Flughafenterminal. Da wir in die Berge wollen, haben wir uns für einen SUV aus der Kompaktklasse entschieden.
Vormittags angekommen machen wir einen ersten kurzen Zwischenstopp in Lovere am Lago d’Iseo. Bereits jetzt haben wir einen atemberaubenden Blick auf die umgebende Berglandschaft – auch wenn die Berge hier in der Höhe längst nicht mit denen mithalten können, die wir im Laufe unserer Reise noch bereisen werden.
Nach einer kurzen Stärkung machen wir uns über Edolo auf den Weg nach Brusio. Der Ort liegt grenznah in der Schweiz, daher haben wir im Vorfeld einen Grenzübertritt angemeldet. In Brusio bestaunen wir den Kreisviadukt. Das Wahrzeichen der Region ist Teil des UNESCO-Welterbes Rhätische Bahn und ist nicht nur für Eisenbahninteressierte eine Reise wert. Die Bahn fährt hier spiralförmig im Kreis, um einen Höhenunterschied von 7% zu bewältigen. Zwischen Tirano und Bormio suchen wir unsere erste Übernachtungsmöglichkeit auf.
Fantastische Aussichten am Stilfser Joch und der Seiser Alm
Am nächsten Morgen geht es gleich spannend los, wir folgen der Hauptstraße zum Stilfser Joch. Die Auffahrt führt über zahlreiche Serpentinen nach oben und über noch mehr nach unten. Von der Passhöhe in 2758 Metern Höhe hat man einen großartigen Ausblick auf die umliegende Landschaft.
Wieder im Tal angekommen, folgen wir der Hauptstraße in Richtung Meran. Im Örtchen Vellau machen wir eine kleine Pause an der Korbseilbahn. Ein wenig schwindelfrei muss man schon sein, um mit dieser Seilbahn zu fahren. Diese erinnert in Ihrer Bauart eher an einen metallenen Einkaufswagen denn an eine Seilbahn, dennoch erfüllt sie Ihren Zweck tadellos. Oben angekommen bietet sich auch hier bei einer Rast bei der nahe gelegenen Berghütte für uns wieder eine hervorragende Aussicht bis weit ins Etschtal.
Auch wenn Bozen sicherlich eine Reise wert ist, entscheiden wir uns bewusst dagegen und wollen wieder in die Berge. Über Völs und Seis nähern wir uns der Seiser Alm, der größten Hochalm Europas. Gut dass schon Nachmittag ist, die Zufahrt zur Alm ist für Individualverkehr erst ab 17 Uhr gestattet. Von der Seiser Alm aus bietet sich ein atemberaubender Blick auf die Berge der Schlern- und Langkofelgruppe mit ihren teils bizarren Felsformen. Hier genießen wir den Nachmittag, bevor wir uns zu unserer nächsten Unterkunft aufmachen.
Unsere nächste Unterkunft liegt in Kolfuschg, vorher passieren wir noch das kurz vorher gelegene Grödner Joch. Hier bekommen wir wieder einmal richtiges Natur-Kino vorgeführt, als die tiefstehende Sonne die Berge in orangerotes Licht taucht – das Alpenglühen.
Prags malerischer See, steile Pässe und eine Nacht auf dem Bauernhof
Am nächsten Tag heißt es früh aufgestanden – es geht nach Prags. Nein, der Ort hat nichts mit der tschechischen Hauptstadt zu tun, viel mehr ist der Ort für seinen wildromantischen See bekannt. Da der See nicht zuletzt durch Instagram eine sehr hohe Popularität erreicht hat, gelten hier streng kontrollierte Zufahrtbestimmungen – daher durchfahren wir die Straße dorthin noch vor 10 Uhr, bevor diese fünf Stunden lang für die Zufahrt geschlossen wird. Am See angekommen merken wir, dass wir hier nicht die einzigen sind, der Parkplatz ist bereits gut gefüllt. Verständlich, der See ist wunderschön und bietet – eingebettet zwischen Bergen – einen sofort entschleunigenden Anblick. Glücklicherweise verteilt sich der Besucherstrom aber gut rund um das Seeufer.
Nach dem Seebesuch fahren wir weiter nach Cortina D’Ampezzo. Der Ort ist hierzulande vor Allem wegen seiner internationalen Wintersportgeschichte bekannt, ist aber schon allein wegen der malerischen Bergkulisse ringsum einen Aufenthalt wert. Wir genießen den Ausblick auf die Stadt und die umgebende Natur bei einem zünftigen Mittagessen vom Gasthof La Locanda Del Cantoniere, welcher sich auch für eine Übernachtung eignet.
Gut gestärkt machen wir uns auf zum Falzarego-Pass, welcher einige Kilometer weiter westlich liegt. Dort angekommen befindet sich direkt neben dem PKW-Parkplatz die Talstation der Lagazuoi-Seilbahn, mit welcher wir bequem den Berg erreichen und so nach weiteren 10 Minuten auf unserem ersten Berggipfel stehen.
Nachdem wir uns an der atemberaubenden Aussicht satt gesehen haben, fahren wir über das Pordoijoch weiter Richtung Trient, wo wir unser Nachtlager aufsuchen. Insbesondere in diesem Bereich gibt es sehr viele Unterkünfte, welche mit dem Hinweis Agritur werben. Der bei uns noch recht unbekannte Begriff lässt sich hier am ehesten mit Ferien auf dem Bauernhof beschreiben, tatsächlich entschleunigt die ruhige Lage mitten in der Natur ungemein.
Ein letzter Tag am Gardasee
Der nächste Morgen läutet unsere Rückreise ein, die ist am Abend des gleichen Tages. Wie praktisch, dass zwischen unserer Unterkunft und dem Flughafen in Bergamo der Gardasee liegt, so können wir diesen auf unserer Reise noch anschauen. Hier begreifen wir, dass die Zivilisation uns wieder hat, in den Orten und den Straßen herrscht wieder geschäftiges Treiben.
Wir entscheiden uns, den Ort Bardolino zu Fuß zu erkunden, mit vielen anderen Ortschaften wie Riva, Malcesine und Sirmione ist allerdings für jeden Geschmack etwas dabei. Wem es am Gardasee zu trubelig zugeht, dem sei stattdessen ein Stadtbummel in Verona empfohlen.
Nachdem wir uns mit dem italienischen Mautsystem vertraut gemacht haben, nutzen wir für den Rückweg zum Flughafen Bergamo die Autobahn A4, so dass wir pünktlich vor Rückflug wieder am Flughafen sind und den Wagen vollgetankt abgeben. Mit vielen sonnigen Eindrücken im Gepäck treten wir bald darauf den Rückflug nach Köln an.
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4 Kommentare
Tolle Bilder
Ich liebe Südtirol und das hier macht Lust, gleich wieder hinzufahren
Ich wünsche euch allen ein schönes Weihnachtsfest
sehr schön