Wer an Mallorca denkt, denkt an Palmen, Strände, Ballermann und Badebuchten. Doch auch unter der Erde hat die Insel einiges zu bieten: Rund 4.000 Grotten und Höhlen, die Wind und Wasser über Jahrtausende aus dem weichen Kalkgestein geformt haben. Dabei haben sie wahre Kunstwerke erschaffen. Mallorcas Höhlen gehören zu den schönsten der Welt!
1. Die Höhlen Cueves de Artà
© costadelsol - stock.adobe.com
Angeblich sollen diese Höhlen südöstlich von Artà bei Canyamel den französischen Schriftsteller Jules Verne zu seinem bekannten Werk Reise zum Mittelpunkt der Erde inspiriert haben. Wer einmal die rund 40 Meter bis zum Höhleneingang hinabgestiegen ist, kann sich das gut vorstellen. Uns packte zumindest umgehend der Forscherdrang. Wir wurden nicht enttäuscht: Die Cuevas de Artà beherbergen wahrscheinlich das spektakulärste Tropfsteinhöhlensystem Mallorcas. Die circa 40-minütige Tour führt durch drei gigantische Hohlräume, die die Namen Saal der Säulenkönigin, Paradies und Saal der Flaggen tragen. Die Säulenkönigin ist eine 22 Meter hohe Tropfsteinsäule, die in ihrer Größe europaweit einzigartig ist.
Ein Paradies stellen wir uns zwar etwas grüner und fruchtbarer vor, aber die rund 54 Meter hohe Halle aus Stein in der Größe der Kathedrale von Palma ist beeindruckend. Den Saal der Flaggen schmücken steinerne Vorhänge, bei denen Sie sogar einen Faltenwurf erkennen können. Die Führung schließt mit einer Lichtershow zu den Klängen von Carl Orffs Carmina Burana. Die musikalische Untermalung ist natürlich Geschmackssache, aber die Akustik dort unten ist auf jeden Fall bemerkenswert.
2. Die Drachenhöhlen Cuevas del Drach
Drachenhöhlen – das klingt ja schon nach Abenteuer. Die Cuevas del Drach gehören sicher zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten auf Mallorca. Entsprechend weitläufig und touristisch erschlossen ist das umgebende Areal. Die Höhlen befinden sich im Osten der Insel, südlich von Porto Cristo. Sie wurden um 1895 von dem französischen Forscher Eduard Martel entdeckt. Das Besondere der riesigen Tropfsteinhöhlen: In Ihrer Mitte liegt der größte unterirdische See Europas, 177 Meter lang und 40 Meter breit. Er ist wirklich glasklar. Im Wasser spiegeln sich tausende von herabhängenden spitzen Stalaktiten – ein toller Anblick! Gott sei Dank scheinen die spitzen Felsformationen recht stabil zu sein. Uns ist zumindest keine auf den Kopf gefallen.
Auch hier findet am See eine kleine Show mit Lichteffekten und Musik statt. Im Anschluss haben Sie die Möglichkeit, sich in einem Boot über den See rudern zu lassen.
3. Die Höhlen Cuevas dels Hams
Cuevas dels Hams heißt so viel wie Höhlen der Angelhaken. Der ausgefallene Name hat einen einfachen Grund: In dem rund 350 Meter langen Höhlensystem befinden sich viele Tropfsteinformationen, die wie Angelhaken geformt sind. Die Cuevas dels Hams sind etwas kleiner als die in der Nähe liegenden Drachenhöhlen. Dafür auch weniger gut besucht. Auch hier gibt es einen großen unterirdischen See, der den Höhepunkt des rund 500 Meter langen Rundgangs bildet. Der Weg dorthin führt Sie durch das Verlorene Paradies, eine große Halle mit weißen Sinterformationen, die in ihrer Form an eine versteinerte Stadt erinnern.
4. Die Höhlen Cuevas de Campanet
© checker - stock.adobe.com
Campanet liegt im Norden Mallorcas. Die gleichnamigen Höhlen wurden im Juni 1945 entdeckt. Im Vergleich zu den Tropfsteinhöhlen im Osten der Insel sind die Cuevas de Campanet wenig besucht, ursprünglich und unberührt. Daher gibt es hier auch keine festen Führungszeiten. Es geht los, wenn sich genügend Publikum vor der Höhle versammelt hat. Das kann in der Nebensaison auch mal etwas länger dauern, aber das Warten lohnt sich. Nachdem Sie 370 Stufen hinabgestiegen sind, führt Sie der rund 400 Meter lange Rundgang zu Europas dünnsten Stalaktiten, vorbei an Stollen, Säulen und unterirdischen Seen. Gerade einmal vier Millimeter Durchmesser hat einer der dünnsten dort hängenden Tropfsteine und das bei einer Länge von über vier Metern! Ob deshalb lieber auf Musik verzichtet wird, damit die hauchdünnen Felsspitzen nicht in Schwingung versetzt werden? Wir wissen es nicht. Dass wir hier aber die Natur frei von Musikbeschallung und künstlichen Lichteffekten bewundern können, ist eine willkommene Abwechslung.
5. Die Höhlen Cuevas de Génova
Die Cuevas de Génova in Génova, einem Viertel von Palma, werden eher stiefmütterlich behandelt. Sicherlich sind sie nicht so eindrucksvoll wie ihre großen Schwestern im Osten der Insel, dafür naturbelassen und weitestgehend frei von kommerzieller Nutzung. Wer sich also fern von Rummel und Touristenmassen eine typisch mallorquinische Höhle ansehen möchte, ist hier genau richtig. Die Führungen finden in kleinen Gruppen statt und dauern rund 20 bis 30 Minuten. Auch wenn die Cuevas de Génova klein sind, gehören sie doch zu den abwechslungsreichsten Höhlen Mallorcas. Tief unter der Erde offenbaren sich dem Besucher bizarre Formationen aus Kalk, Eisen und weiteren Materialien, die weit über tausend Jahre überstanden haben. Eine derartige Vielfalt an Farben, Formen und Materialien haben wir in kaum einer anderen Höhle vorgefunden.
Trotz 30° C an der Oberfläche kann es in den teils 50 Meter unter der Erde liegenden Höhlen recht kalt werden. Packen Sie sich für Ihre Höhlenbesichtigung neben festem Schuhwerk also unbedingt einen Pullover oder eine Jacke zum Überziehen ein.
Am Rande: Wie Höhlen auf Mallorca entstanden sind
Höhlen entstehen nicht von heute auf morgen. Auch müssen ganz bestimmte Bedingungen vorherrschen, damit im Stein eine Höhle heranwächst. Wie auf Mallorca sind die meisten Höhlen weltweit aus Kalkstein. Kalkstein enthält Calciumcarbonat, das von kohlendioxidhaltigem Regenwasser quasi aufgelöst wird. Im Fels entstehen Risse, die nach und nach immer mehr Regenwasser aufnehmen. Auf diese Weise bilden sich über Jahrtausende immer größer werdende Gänge und Hohlräume im Gestein. Ein Höhlensystem entsteht.
Doch sind die Höhlen auf Mallorca nicht einfach nur Hohlräume. Sie sind über und über durchdrungen von Felsformationen, die spitz wie Dolche von den Decken herabhängen und ebenso links und rechts vom Boden hinaufragend den Weg der Besucher säumen. Je nachdem, ob die steinernen Gebilde von der Decke herabhängen oder aus dem Boden wachsen, werden sie Stalaktiten oder Stalagmiten genannt. Sie sind das charakteristische Merkmal für Tropfsteinhöhlen.
Man geht davon aus, dass es rund 200 bis 300 Tropfsteinhöhlen auf Mallorca gibt. Die meisten davon sind nicht zugänglich oder liegen auf privatem Grund. In der Vergangenheit dienten sie Piraten und Schmugglern als willkommenes Versteck, zum Teil auch Einheimischen als natürlicher Wohnraum. Urlauber können heute fünf große Tropfsteinhöhlen auf Mallorca besichtigen. Drei davon liegen an der Ostküste der Insel, eine im Nordwesten und eine in der Hauptstadt Palma.
- Frühlingszauber auf Rädern: Die 5 besten Roadtrip-Ziele in Europa für April - 21. März 2024
- Kuba-Rundreise: mit dem Mietwagen durch den Inselstaat - 28. Dezember 2018
- Roadtrip-Apps: die besten Apps für unterwegs - 31. August 2018