Letztes Update: 25.05.2020
Kleine See-Schlösschen, Märcheninseln und gespenstisch schöne DDR-Relikte: Berlin hat so manch unentdeckte Ecke und verlassenen Ort zu bieten, die Reisen in die Hauptstadt noch lohnenswerter machen. Selbst reguläre Berlin-Trotter sollten die folgenden fünf Plätzchen bei einem Ausflug daher nochmal genauer unter die Lupe nehmen. Und wer weiß – vielleicht ist bei dem einen oder anderen unserer Geheimtipps für Berlin ja auch eine nützliche Info für alteingesessene Hauptstädtler dabei. Viel Feez!
1. Berlin-Geheimtipp: der Liebermann-Garten und die Villa am Wannsee
Mein kleines Schloss am See – so nannte der deutsche Maler und Grafiker Max Liebermann sein sommerliches Anwesen am Wannsee, das er 1909 erbauen ließ. Infolge seiner Rückkehr nach Berlin zog er sich gerne hierher zurück, um abseits vom Trubel der Stadt an seinem Spätwerk zu arbeiten. Und produktiv war der ehemalige Präsident der Berliner Akademie der Künste in dieser Zeit allemal: Rund 200 impressionistische Gemälde entstanden in dem 7.000 Quadratmeter großen Garten der Villa, dessen Blumenpracht, verwinkelte Ecken und eindrucksvolle Farben in verschiedenen Darstellungen des Künstlers verewigt sind. Dank dieser Vorlagen konnten die Grünanlage und das „Schloss” von 2002 bis 2006 wiederhergestellt und zu einem Museum umfunktioniert werden.
Im Obergeschoss gibt es die damals entstandenen Gartenbilder live zu bewundern, die den Wannsee, die Blumenterrassen und weitreichenden Grünflächen in all ihrer Vielfalt wiedergeben. Am liebsten würde man eines der Gemälde in die Hand nehmen und den dazu passenden Ort gleich im Garten suchen. Im Erdgeschoss können Sie sich an diesem Berlin-Geheimtipp anschließend über Leben und Wirken Liebermanns sowie die abenteuerliche Geschichte seines Sommerhauses informieren: So befand sich die Villa lange Zeit in Besitz der Reichspost, wurde dann zum Lazarett umfunktioniert und schließlich Sitz eines Tauchvereins. Vergessen Sie aber nicht, nicht nur den Kopf, sondern auch den Magen zu füllen: Das Café Max hat erstklassige Kuchen und Quiches, die Sie mit Blick auf den Wannsee genießen sollten.
2. Berlin-Reisetipp: die Pfaueninsel
Nicht ganz so geheim, dafür aber ein super Tipp: die Pfaueninsel im Südwesten Berlins! Die unter Naturschutz stehende Insel ist unter Berlinern seit jeher ein beliebtes Ausflugsziel, um den stressigen Alltag hinter sich zu lassen und im kleinen Paradies auszuspannen. Nach einer kurzen Fährfahrt betreten Sie hier eine kleine Märchenwelt, die ihrem Namen mit zig freilaufenden Pfauen alle Ehre macht. Um die Rasenpflege braucht man sich auf dem UNESCO-Weltkulturerbe übrigens auch keine großen Sorgen zu machen – vier majestätische Wasserbüffel grasen zur Sommerzeit in aller Ruhe alles ab, was der Rasenmäher nicht schafft.
Der 67 Hektar große Landschaftspark hat eine lange Geschichte: Während er im 17. Jahrhundert noch als Betriebsort einer Kaninchenzucht diente, wurde er ein Jahrhundert später zur Sommerresidenz der Königsfamilie. Das eindrucksvolle Gebäude der damals errichteten Meierei können Sie noch heute an diesem Ausgehtipp für Berlin bewundern. Üppige Rosengewächse, alte Eichen und idyllische Laubengänge – nicht umsonst diente dieses schöne Fleckchen Erde bereits als Hintergrundkulisse mehrerer Edgar-Wallace-Filme. Aber auch Autoren wie Theodor Fontane ließen sich von den vielfältigen Landschaftsbildern zu lyrischen Höhenflügen inspirieren, die die Stimmung auf der Pfaueninsel Berlins perfekt wiedergeben:
„Wie ein Märchen steigt ein Bild aus meinen Kindertagen vor mir auf: Ein Schloss, Pfauen sitzen auf hoher Stange oder schlagen ein Rad, Springbrunnen, überschattete Wiesen, Schlängelpfade, die überall hinführten und nirgends …“ Theodor Fontane
Betriebszeiten der Fähre zur Pfaueninsel
- März und Oktober: täglich 9 Uhr – 18 Uhr
- April und September: täglich 9 Uhr – 19 Uhr
- Mai bis August: täglich 9 Uhr – 20 Uhr
3. Berlin-Geheimtipp: die Beelitzer Heilstätten
Die 1898 eingerichteten Beelitz-Heilstätten war vielen Berlinern bislang nur als Name einer Bahnstation ein Begriff. Mittlerweile haben sich die Arbeiter-Lungenheilstätten jedoch auch einen Namen als gruseligster Krankenhauskomplex Deutschlands gemacht. Das verlassene Klinikareal, bestehend aus 60 denkmalgeschützten Gebäuden, deckt eine stolze Fläche von rund 200 Hektar ab und steht in Verruf, ein Hort mystischer Erscheinungen und des Spuks ruheloser Geiste zu sein. Kein Wunder – im Ersten und Zweiten Weltkrieg waren die Heilstätten, die während dieser Zeit als Lazarett und Sanatorium dienten, Todesort unzähliger erkrankter und verwundeter Soldaten. Die Heilstätten selbst wurden ebenso wenig von den Zerstörungen des Krieges verschont. Nachdem sie 1945 von der Roten Armee übernommen wurden, diente der Komplex bis 1994 als größtes ausländisches Militärhospital der sowjetischen Armee.
📌 Lesetipp: Sanatorium mit düsterem Charme – die Beelitz-Heilstätten
Bisherige Bemühungen, dem brachliegenden Klinikgelände neues Leben einzuhauchen, sind bislang immer wieder gescheitert. Inzwischen wurde jedoch zumindest die alte Männerheilstätte zu einer Reha-Klinik umfunktioniert. Magisch anziehend ist dieser Geheimtipp in Berlin jedoch auch für Reisende: Als einer der beliebtesten unter den verlassenen Orten Europas gelten die Beelitzer Heilstätten als schaurig-schönes Ausflugziel für Geheimnisentdecker und Hobby-Geisterjäger. Führungen und Fototouren über das denkmalgeschützte Gelände werden sowohl im Teil der Frauenheilstätte (u. a. von go2know, 1 Stunde Gebäudeführung kostet 10 Euro) als auch im Männerareal (Mottenausflug für rund 2 Stunden, Kosten 5 Euro) angeboten.
4. Der Teufelsberg: Abhörstation der Alliierten als geheimer Berlin-Tipp
James Bond- und Spionagefilm-Fans aufgepasst: Auf dem Berliner Teufelsberg in Charlottenburg haben Sie die Möglichkeit, ein echtes Relikt aus der Zeit des Kalten Krieges zu bewundern. Die ehemalige Abhörstation der Alliierten erkennen Sie bereits vom Weiten an der markanten weißen Kuppel, die in rund 120 Metern Höhe einsam auf dem Trümmerberg thront. Das ab den 1950ern von der National Security Agency (NSA) betriebene Gebäude war dabei bis zur Wiedervereinigung unter anderem Teil des weltweiten Spionagenetzes Echelon und wurde von zahlreichen britischen und US-amerikanischen Sicherheitsdiensten zum Belauschen des Ost-Blocks und vor allem der DDR genutzt. Nach dem Mauerfall gaben die alliierten Kräfte das Areal auf und überließen es sich selbst. Heute kommen vor allem Mountainbiker und Spaziergänger zum Berliner Geheimtipp, um den spektakulären Ausblick über die Stadt zu genießen und sich die teils verwilderten Ecken dieses spannenden Stücks Geschichte näher anzusehen.
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Unbedingt vorbeischauen sollten Sie in der Hall of Fame, die sich im Hauptgebäude der Ruine befindet. Hier haben sich Graffitikünstler an verschiedenen Wände des Innengebäudes verewigt und eine eindrucksvolle Galerie geschaffen, die – teils durchbrochen – einen tollen Blick über die Stadt freigibt. Noch erkennbar ist die ursprüngliche Kantine der 48.000 Quadratmeter großen Anlage, in der sich täglich rund 1.500 Mitarbeiter beim Schichtdienst zur Pause trafen und über den Berliner Alltag quatschten. Dies war übrigens auch der einzige Raum, der in dem Gebäudekomplex über Fenster verfügte – alles eben „top secret“, selbst unter den Verbündeten US-Amerikanern und Briten.
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Auf lange Sicht sollen in dem Gebäudekomplex unter anderem ein Ausflugslokal, Loft-Wohnungen und ein – ganz stilecht – Spionage-Museum realisiert werden. Bis dahin sollten Sie unbedingt noch eine der 90-minütigen Führungen durch den Pächter mitmachen, bei der Sie Zeitzeugen und Experten über die bewegende Geschichte der Abhöranlage und des Teufelsberges informieren. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, das Gelände im Rahmen einer einstündigen „Stillen Begehung“ zwar in Begleitung, jedoch ohne weitere Erläuterung auf sich wirken zu lassen. Treffpunkt für beide Tour-Typen ist das Haupttor der Field-Station in der Teufelsseechaussee 10, 14193 Berlin.
Historische Führung
- Feiertage und Freitag: 14 Uhr
- Samstag und Sonntag: 13 Uhr (deutsch) und 15 Uhr (englisch)
Stille Begehung
- Mittwoch bis Sonntag: 11 – 16 Uhr
5. Berlin-Geheimtipp: Der Spreewald mit Spreepark Plänterwald
Lebkuchenherzen, klebrige Zuckerwattefinger und wilde Achterbahnfahrten – all dies gehört noch immer zu den glücklichen Kindheitserinnerungen derer, die den Spreepark Plänterwald zu seiner Hochzeit kennenlernten. Heute ist der einst bunte Vergnügungspark eine stillgelegte DDR-Ruine, die mit den Jahren jedoch ihren ganz eigenen Charme entwickelt hat. Noch immer überragt das 40 Meter hohe Riesenrad stolz die brach liegenden Gebäude, die teils von Rost angefressen und von der umliegenden Natur überbewuchert sind. Hierbei handelt es sich um einen der definitiv schaurig-schönsten Berlin-Geheimtipps. Einst wurden hier Führungen angeboten, aber eigentlich ist es viel schöner das Gelände auf eigene Faust zu erkunden.
Titelbildquelle: #95121843 | Urheber: © CeHa – stock.adobe.com
4 Kommentare
Lieben Dank, schone Tipps. Leider ist der Spreepark Plänterwald ja nicht mehr anzuschauen soweit ich weiß. Aber die Pfaueninsel muss ich mal dringend hin. Kann man sicher toll Fotos machen 🙂
Viele Grüße
Lars
Hallo Lars,
genau, leider gibt es keine offiziellen Führungen mehr durch den Spreepark, aber die Pfaueninsel ist immer einen Besuch wert. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns hier später einen Kommentar hinterlassen, wie Ihnen die Insel gefallen hat.
Viele Grüße
Ela von billiger-mietwagen.de
Das sind ja super Tipps für Berlin! Die werde ich auf jeden Fall an meine Kunden weiterleiten. Vielen Dank dafür und viele Grüße 🙂
Hallo,
vielen Dank, das hört man doch gerne. 🙂
Viele Grüße
Julia von billiger-mietwagen.de