Letztes Update: 12.10.2023
Albanien ist ein Land der Gegensätze: Kaum irgendwo in Europa wird man so große Unterschiede zwischen Tradition und Moderne erleben. Die Hauptstadt Tirana hat eine unglaubliche Dynamik, während in abgelegenen Bergregionen die Zeit stillzustehen scheint. Aber gerade das macht einen Urlaub in Albanien so interessant. Welche Erfahrungen ich sonst gesammelt habe und warum Handy-Prepaidkarten und Bargeld ins Gepäck gehören, erfahren Sie in meinem Artikel.
1. Ein Urlaub in Albanien ist nicht gefährlich!
Kann man bedenkenlos nach Albanien reisen? Die Frage musste ich mir mindestens dreimal anhören, als ich im Freundeskreis und der Familie von unseren Reiseplänen erzählt habe. Um endlich mal mit diesem Klischee aufzuräumen: Ein Urlaub in Albanien ist nicht gefährlicher als in anderen südosteuropäischen Ländern. In Kroatien oder Montenegro würde zum Beispiel niemand auch nur auf die Idee kommen, diese Frage zu stellen.
Wir haben während unserem Urlaub in Albanien nur gute Erfahrungen gesammelt. Die albanische Bevölkerung ist unglaublich freundlich, offen und hilfsbereit. Wie in anderen Reiseländern oder Großstädten in Deutschland gilt natürlich auch hier: Vorsicht vor Taschendiebstählen in großen Menschenmengen.
Was ich vorher nicht wusste: Überall in Albanien muss man auf Straßenhunde gefasst sein, die teilweise aggressiv bellend am Auto hochspringen. Hier nicht vom Verkehr ablenken lassen, sondern weiterfahren. Auch während Spaziergängen oder Wanderungen sind uns immer wieder Hunde über den Weg gelaufen. Allerdings verlieren die nach einigen Minuten das Interesse, wenn man sie nicht füttert oder bespaßt.
2. In der Nebensaison ist das Reisen angenehmer
Zwischen Juni und August ist es an den Stränden in Albanien gerappelt voll. Dann fahren nämlich viele Albanerinnen und Albaner zurück in die Heimat und genießen das gute Wetter an der Küste. Wesentlich ruhiger ist es zur Nebensaison im Frühling oder Herbst. Dann reisen lediglich ein paar ausländische Gäste durch das Land, um das mediterrane Wetter zu genießen.
Wir waren von Anfang bis Mitte September in Albanien unterwegs und haben mit 23 Grad in den Bergen und 30 Grad an der Küste immer noch hervorragendes Wetter gehabt. Aber sogar bis Mitte Oktober ist in Albanien oft noch Badewetter angesagt. Für Wanderungen ist der Herbst besonders beliebt, wenn das Laub in den Bergen sich bunt färbt und die Sicht wieder klarer wird.
3. Wer Albanien-Geheimtipps finden will, braucht einen Mietwagen
Ohne Frage ist der Mietwagen die bequemste und einfachste Fortbewegungsart, um Albanien zu erkunden – vor allem dann, wenn man auch abgelegenere Ziele und Geheimtipps eingeplant hat. Kleine Buchten oder Dörfer in den Bergen werden nur sporadisch oder gar nicht angefahren. Selbst der Bus, der zwischen dem Flughafen von Tirana und der Hauptstadt verkehrt, fährt nur jede volle Stunde.
Ganz wichtig beim Mietwagen buchen: Angebote vergleichen und sicherstellen, dass alle wichtigen Versicherungen enthalten sind. Unverzichtbar ist während dem Urlaub in Albanien eine Vollkaskoversicherung (optimalerweise ohne Selbstbeteiligung), denn das Autofahren in diesem Land ist kein Spaziergang (mehr dazu im nächsten Abschnitt).
4. Autofahren in Albanien ist ein Erlebnis, aber machbar
Die wichtigste Regel auf Albaniens Straßen lautet: unbedingt langsamer und defensiver fahren, als man es von zu Hause gewohnt ist!
Wir haben ganz schnell gemerkt, dass Autofahren in Albanien mitunter richtig anstrengend sein kann. Nicht selten bremsten Autos abrupt ab, um abzubiegen oder am Straßenrand zu halten. Geblinkt wird nur in seltensten Fällen, selbst in Kreiseln nicht. Wenn mal jemand blinkt, dann können Sie sich ziemlich sicher sein, dass Sie es mit anderen Touristinnen oder Touristen zu tun haben. 😉
Lassen Sie sich nicht von den anderen Reisenden irritieren, die von hinten drängeln, Kurven schneiden oder gewagte Überholmanöver starten. Halten Sie sich stattdessen an die Tempolimits (außerorts oft 60 bis 90 km/h), auch wenn es Ihnen sehr langsam vorkommt. Personen können auf allen Strecken zu Fuß unterwegs sein, weil die neu ausgebauten Straßen alte Wege abgeschnitten haben. Auf Bergstraßen besonders vorsichtig sein: Nicht selten kommt es vor, dass Kühe, Pferde oder ganze Schafherden unterwegs sind.
Übrigens: In Albanien ist auch tagsüber Abblendlicht vorgeschrieben. Außerdem gilt bezüglich Alkohol die Null-Promille-Grenze. Unbedingt daran halten, denn Verkehrskontrollen sind vor allem in der Hochsaison keine Seltenheit.
5. Prioritäten setzen: Man muss nicht alles sehen
Trotz der langen Küste bleibt Albanien ein Bergland, dessen Landschaften größtenteils aus parallel liegenden Tälern und gewunden Bergstraßen bestehen. Und die brauchen sehr viel Zeit, um durchfahren zu werden. Gerade in Albanien sollte man also nicht zu große Strecken planen und sich genau überlegen, was zeitlich machbar ist. Außerdem bleiben Sie dann flexibler, denn in Albanien findet man manchmal durch Zufall den ein oder anderen Geheimtipp. Dann freut man sich über etwas Puffer. Wir haben uns zum Beispiel in Berat für eine spontane Canyon-Wanderung durch die Osum-Schlucht entschieden und sind eine Nacht länger geblieben.
Lesetipp: Mein Albanien-Roadtrip: Diese Route ist perfekt für 2 Wochen
Wer nur eine Woche Zeit hat und nicht zu viel im Auto sitzen möchte, konzentriert sich am besten auf Mittel- und Südalbanien. Das Netz der Autobahnen und Nationalstraßen wurde in der Landeshälfte in den letzten Jahren gut ausgebaut. Dort liegen beliebte Orte wie die UNESCO-Sehenswürdigkeiten Berat, Butrint und Gjirokastra sowie das Blue Eye und die schönsten Strände des Landes. Als Startpunkt bietet sich Tirana an, wo sich der einzige internationale Flughafen des Landes befindet.
6. Wer das Abenteuer sucht, fährt in die nördliche Landeshälfte
Im rauen Norden von Albanien geht es langsamer voran, denn hier gibt es deutlich weniger touristische Ziele als in den anderen Landesteilen. Wer gerne wandern geht, ist hier bestens aufgehoben. Vor allem das Örtchen Theth in den albanischen Alpen hat es uns wirklich angetan. Hier scheint die Zeit stillzustehen und zahlreiche Wanderwege führen in die Berge und zu Wasserfällen. Wer sich richtig fordern möchte, wählt das Valbona-Tal mit seinen steilen Aufstiegen.
Gut zu wissen: Wer in den Norden möchte, muss Geduld und Zeit mitbringen. Ab Tirana braucht man mit Pausen mindestens fünf bis sechs Stunden nach Theth. Nach Valbona ist man mit der Fährverbindung über den Koman-Stausee (sehr empfehlenswert!) einen Tag unterwegs. Wer beide Orte besuchen möchte, quartiert sich am besten für eine Woche in den Guesthouses bei guter Verpflegung ein und genießt die Ruhe in den Bergen.
7. Man sollte immer genug Bargeld dabei haben
Während unserem Urlaub in Albanien mussten wir ziemlich schnell eine bittere Erfahrung machen: Kartenzahlung ist im gesamten Land nur selten möglich. Spätestens wenn Sie die Hauptstadt verlassen, werden Sie das ganz schnell merken. Selbst an Tankstellen ist das Zahlen mit Karte nur bei ganz großen Anlagen möglich. Dasselbe gilt für Unterkünfte: Während größere Hotels Debit- und Kreditkarten akzeptieren, konnten wir in familiengeführten Gasthäusern oder Ferienwohnungen ausschließlich mit Bargeld zahlen. Größere Supermärkte wie Conad oder Euromaxx akzeptieren ebenfalls Karten, kleinere Läden wiederum nicht.
Bankautomaten sind in den Städten mittlerweile flächendeckend verbreitet, Abhebungen sind mit Kreditkarte und an Automaten mit Maestro-Zeichen auch mit Bankkarte möglich. Zuverlässig sind in der Regel die Automaten von der Raiffeisenbank und der Procreditbank. Sie können den Betrag in der albanischen Landeswährung (Lek) oder Euro abheben (wird nicht überall akzeptiert). Hat man die Wahl, dann unbedingt die Landeswährung abheben! Bei einer Abbuchung in Lek wird nämlich der offizielle Devisenkurs der eigenen Bank zugrunde gelegt, bei einer Abbuchung in Euro nicht. Das kann erhebliche Kosten verursachen, also lieber vermeiden.
8. Wer Essen und Unterkünfte schlau wählt, reist besonders günstig durchs Land
Ist Albanien ein teures Urlaubsland? Das kann ich ganz sicher mit Nein beantworten. Im Gegenteil: Die Kosten für Unterkünfte und Restaurants sind unter dem Niveau anderer europäischer Länder. Selbst gehobene Hotels sind mit Preisen von rund 70 Euro pro Nacht erschwinglich. Noch günstiger und unterstützenswert sind die vielen Gasthäuser, die oft von albanischen Familien geführt werden. Im Gegensatz zu den Hotelbunkern, die vor allem an den Stränden wie Pilze aus dem Boden schießen, unterstützen Sie hiermit den nachhaltigen Tourismus und sparen nebenbei auch noch Geld. Außerdem kommt man so schneller mit den Einheimischen in Kontakt, was ich sehr wertvoll finde.
Die Preise in Restaurants bewegen sich zwischen 5 und 15 Euro pro Person (mit Getränken). Ein Beispiel: Für ein Essen in Berat mit Vor-, Haupt- und Nachspeise haben wir im Schnitt mit Getränken 30 Euro bezahlt. Üblich ist außerdem, ähnlich wie in Deutschland, ein Trinkgeld von 10 Prozent. Günstige und sehr gute Restaurants findet man eher in den kleinen Seitenstraßen statt auf großen Plätzen. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, die Familien in unseren Gasthäusern nach Restaurant-Tipps zu fragen – und wurden nie enttäuscht.
9. Eine Prepaidkarte ist ein Muss
Egal ob das Navigieren auf den Autofahrten oder das spontane Suchen nach Hotels und Restaurants: Auf mobile Daten wollen wir auch im Albanien-Urlaub nicht verzichten. Wegen der internationalen Roaminggebühren geht das Surfen mit mobilen Daten aber in Albanien ganz schön ins Geld. Kümmern Sie sich also optimalerweise direkt in der Hauptstadt Tirana um eine Prepaidkarte mit Datenpaket. So kann man Zeiten überbrücken, in denen kein WLAN zur Verfügung steht.
Telefonläden sind überall in größeren Orten vorhanden. Gute Erfahrungen haben wir mit dem bekannten Provider Vodafone gemacht (kostet je nach Datenpaket 150 bis 2200 Lek). Drei weitere bekannte Anbieter sind AMC Mobil, Eagle und Plus.
10. Die schönsten Strände sind im Süden des Landes
Wo man in Albanien unbedingt Urlaub machen sollte? Die Riviera-Mittelmeerküste zwischen dem Llogara-Pass und der Stadt Saranda ist für mich ohne Frage eine der schönsten Regionen des Landes für einen Strandurlaub. Zwar gibt es auch an der Westküste Strände, aber die Wasserqualität im Süden ist unschlagbar.
Lesetipp: Albaniens Strände: das sind die Schönsten
Leider trüben große Hotelkomplexe, die übereilt in beliebten Ferienorten gebaut werden, die ruhige Idylle. Vor allem in Saranda, Ksamil, Dhërmi und Himara wurden die Strandzufahrten in den vergangenen Jahren geteert und laute Strandbars hört man bis aufs Meer. Selbst der naturbelassene Strand von Gjipe, der lange ein Geheimtipp war, wird von Partybooten belagert. Aber keine Sorge: Mit dem Auto erreichen Sie ruhigere Buchten, die (noch) echte Geheimtipps sind. Besonders zwischen Jal und Gjipe findet man viele versteckte sandige Nischen und Buchten zum Sonnenbaden.
Das waren Sie, meine Tipps für einen Urlaub in Albanien! Welche Urlaubsziele es mir besonders angetan haben und welche Route am schönsten ist, können Sie in meinem Roadtrip-Artikel über Albanien nachlesen.